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Mittwoch, 25. März 2015

Fragen an den Darsteller Karl Moor aus die Räuber

1. Welche Vorgeschichte hast Du?

Karl ist der Alleinerbe des Trons seines Vaters und ist dessen Liebling. Er ist der Liebhaber von Amalia und wird als eine Person beschrieben, die alles autorithäre wie Kirche und Staat ablehnt. Karl scheint in Schwierigkeiten zu stecken, da er hohe Schulden hat und eine Geliebte, die Tochter eines reichen Bankers. Deren Verlobten hat er getötet.

2. In welchem Konflikt stehst Du?

Karl hat zum Einen einen Konflikt mit dem Gesetz, da er einen Mord begangen hat. Zum Anderen hat er Schulden. Er sieht den Staat und die Kirche sehr kritisch


3. Welches sind Deine Motive?

Ich bin ein impulsiver Mann mit Leidenschaften und stecke in Schwierigkeiten

4. Was geht in Dir vor, bevor Du jetzt gleich die Bühne betrittst?
Lampenfieber, Text noch mal gedanklich durchgehen, versuchen mich in Karl hinein zu versetzen

5. Welche Assosziationen helfen Dir auf der Bühne so eine Figur zu spielen?

6 Musst Du Stärke oder Schwäche zeigen?
Beides, eigentlich ist Karl ein echter (harter ) Mann, der aber auch eine schwache Seite hat

7 Musst Du Sympathie oder Antipatie beim Publikum hervorrufen

Ich soll Sympathie hervor rufen, damit das Publikum mit mir leidet

8. Wie sprichst Du

Laut, klar und deutlich

9. Wie ist die Körperhaltung

Ich halte meinen Körper gerade und den Oberkörper aufgerichtet, sodass ich Stolz aus strahlen kann und alle Respekt vor mir haben

Wie ist deine Gestik?

Ich habe eine ausladende Gestik

Wie ist deine Mimik?

Meine Miene ist ernst und ich zeige meine Gefühle nach außen durch meinen Gesichtsausdruck

Mittwoch, 28. Januar 2015

1. Akt erste Szene Kabale und Liebe

Personen

  • Miller
  • Frau

Inhalt 
Die Szene spielt in Millers Haus. Hier sprechen Miller und seine Frau miteinander. Miller und seine Frau sprechen über die Beziehung ihrer Tochter mit dem Baron. Miller hat Sorge, dass der Präsident davon Wind bekommt und sein Haus in Verruf gerät, seine Frau sieht das weniger eng und befürwortet die Beziehung. Sie sieht darin keine Schande. 

Anmerkung: Weil die Millers einfache Leute sind verwenden sie Worte oft falsch, sie sprechen Begriffe falsch aus. So sagen sie statt diskutieren = disguschtüren 

Interpretation

Man lernt die Familie Miller kennen. Hier wird auch gleich auf ein Problemfeld hingewiesen: Die Beziehung zwischen der Tochter des Hauses und dem Baron. Man erkennt an Hand der Sprache, dass es sich bei Millers um sehr einfache Menschen handelt. Sie sind sich nicht einig was die Beziehung angeht: Während der Herr des Hauses sich um den Ruf seiner Familie sorgt ist Frau Miller deutlich liberaler. Sie lehnt die Verantwortung für die Beziehung ihrer Tochter ab und hält es auch nicht für sinnvoll sich in die Belange ihrer Tochter mit einzumischen.
Herr Miller möchte sich der Obrigkeit gegenüber absichern und alles mit dem Präsidenten klären. Vor diesem hat er offensichtlich Respekt und fürchtet ihn. 



Originaltext:
ERSTE SZENE



[3]
Zimmer beim Musikus.
MILLER steht eben vom Sessel auf und stellt seine Violoncell auf die Seite. An einem Tisch sitzt FRAU MILLERIN noch im Nachtgewand und trinkt ihren Kaffee.
MILLER (schnell auf- und abgehend): Einmal für alle Mal. Der Handel wird ernsthaft. Meine Tochter kommt mit dem Baron ins Geschrei. Mein Haus wird verrufen. Der Präsident bekommt Wind, und – kurz und gut, ich biete dem Junker aus.
FRAU: Du hast ihn nicht in dein Haus geschwatzt – hast ihm deine Tochter nicht nachgeworfen.
MILLER: Hab ihn nicht in mein Haus geschwatzt – hab ihm’s Mädel nicht nachgeworfen; wer nimmt Notiz davon? – Ich war Herr im Haus. Ich hätt meine Tochter mehr coram nehmen sollen. Ich hätt dem Major besser auftrumpfen sollen – oder hätt gleich alles Seiner Exzellenz dem Herrn Papa stecken sollen. Der junge Baron bringt’s mit einem Wischer hinaus, das muss ich wissen, und alles Wetter kommt über den Geiger.
FRAU (schlürft eine Tasse aus): Possen! Geschwätz! Was kann über dich kommen? Wer kann dir was anhaben? Du gehst deiner Profession nach und raffst Scholaren zusammen, wo sie zu kriegen sind.
MILLER: Aber, sag mir doch, was wird bei dem ganzen Kommerz auch herauskommen? – Nehmen kann er das Mädel nicht – Vom Nehmen ist gar die Rede nicht, und zu einer dass Gott erbarm? – Guten Morgen! – Gelt, wenn so ein Musje von sich da und dort, und dort und hier schon herumbeholfen hat, wenn er, der Henker weiß als was? gelöst hat, schmeckt’s meinem guten Schlucker freilich, einmal auf süß Wasser zu graben. Gib du Acht! gib du Acht! und wenn du aus jedem Astloch ein Auge strecktest und vor jedem Blutstropfen Schildwache ständest, er wird sie, dir auf der Nase, beschwatzen, dem Mädel eins hinsetzen und führt sich ab, und das Mädel ist verschimpfiert auf ihr Leben lang, bleibt sitzen, oder hat’s Handwerk verschmeckt, treibt’s fort. (Die Hand vor der Stirn.) Jesus Christus!
FRAU: Gott behüt' uns in Gnaden!
MILLER: Es hat sich zu behüten. Worauf kann so ein Windfuß wohl sonst sein Absehen richten? – Das Mädel ist schön – [4] schlank – führt seinen netten Fuß. Unterm Dach mag’s aussehen, wie’s will. Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg, wenn’s nur der liebe Gott parterre nicht hat fehlen lassen – Stöbert mein Springinsfeld erst noch dieses Kapital aus - he da! geht ihm ein Licht auf, wie meinem Rodney, wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt, und nun müssen alle Segel dran, und drauflos, und – ich verdenk’s ihm gar nicht. Mensch ist Mensch. Das muss ich wissen.
FRAU: Solltest nur die wunderhübsche Billeter auch lesen, die der gnädige Herr an deine Tochter als schreiben tut. Guter Gott! da sieht man’s ja sonnenklar, wie es ihm pur um ihre schöne Seele zu tun ist.
MILLER: Das ist die rechte Höhe! Auf den Sack schlägt man; den Esel meint man. Wer einen Gruß an das liebe Fleisch zu bestellen hat, darf nur das gute Herz Boten gehen lassen. Wie hab ich’s gemacht? Hat man’s nur erst so weit im Reinen, dass die Gemüter topp machen, wutsch! nehmen die Körper ein Exempel; das Gesind macht’s der Herrschaft nach, und der silberne Mond ist am End nur der Kuppler gewesen.
FRAU: Sieh doch nur erst die prächtigen Bücher an, die der Herr Major ins Haus geschafft haben. Deine Tochter betet auch immer draus.
MILLER (pfeift): Hui da! Betet! Du hast den Witz davon. Die rohen Kraftbrühen der Natur sind Ihro Gnaden zartem Makronenmagen noch zu hart. – Er muss sie erst in der höllischen Pestilenzküche der Bellatristen künstlich aufkochen lassen. Ins Feuer mit dem Quark. Da saugt mir das Mädel – weiß Gott, was als für? – überhimmlische Alfanzereien ein, das läuft dann wie spanische Mucken ins Blut und wirft mir die Handvoll Christentum noch gar auseinander, die der Vater mit knapper Not so so noch zusammenhielt. Ins Feuer, sag ich. Das Mädel setzt sich alles Teufelsgezeug in den Kopf; über all dem Herumschwänzen in der Schlaraffenwelt findet's zuletzt seine Heimath nicht mehr, vergisst, schämt sich, daß sein Vater Miller der Geiger ist, und verschlägt mir am End einen wackern ehrbaren Schwiegersohn, der sich so warm in meine Kundschaft hineingesetzt hätte – – Nein! Gott verdamm mich! (Er springt auf, hitzig.) Gleich muss die Pastete auf den Herd, und dem Major – ja ja, dem Major will ich weisen, wo Meister Zimmermann das Loch gemacht hat. (Er will fort.)
FRAU: Sei artig, Miller. Wie manchen schönen Groschen haben uns nur die Präsenter – –
MILLER (kommt zurück und bleibt vor ihr stehen): Das Blutgeld [5] meiner Tochter? – Schier dich zum Satan, infame Kupplerin! – Eh will ich mit meiner Geig auf den Bettel herumziehen und das Konzert um was Warmes geben – eh’ will ich mein Violoncello zerschlagen und Mist im Sonanzboden führen, eh ich mir’s schmecken lass von dem Geld, das mein einziges Kind mit Seel und Seligkeit abverdient. – Stell den vermaledeiten Kaffee ein und das Tobakschnupfen, so brauchst du deiner Tochter Gesicht nicht zu Markt zu treiben. Ich hab mich satt gefressen und immer ein gutes Hemd auf dem Leib gehabt, eh so ein vertrackter Tausendsasa in meine Stube geschmeckt hat.
FRAU: Nur nicht gleich mit der Tür ins Haus. Wie du doch den Augenblick in Feuer und Flammen stehst! Ich sprech ja nur, man müss’ den Herrn Major nicht disguschtüren, weil Sie des Präsidenten Sohn sind.
MILLER: Da liegt der Has im Pfeffer. Darum, just eben darum muss die Sach noch heut auseinander. Der Präsident muss es mir Dank wissen, wenn er ein rechtschaffener Vater ist. Du wirst mir meinen roten plüschenen Rock ausbürsten, und ich werde mich bei Seiner Exzellenz anmelden lassen. Ich werde sprechen zu seiner Exzellenz: Dero Herr Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar, und damit basta! - Ich heiße Miller.

Dienstag, 27. Januar 2015

1. Akt zweite Szene Kabale und Liebe

Personen

  • Miller
  • Frau
  • Wurm

Inhalt 
Wurm spricht mit Herrn und Frau Miller über die Tochter. Frau Miller ist die Base von Wurm. Wurm plant Luisen zu heiraten und die Mutter versucht sie ihm madig zu machen. Herr Miller maßregelt seine Frau die ganze Zeit und beschimpft sich auch. Die Mutter findet, dass ihre Tochter zu höherem berufen ist und bevorzugt den Baron als Ehemann. Wurm ist aufgebracht und macht seine Ansprüche an Luisen deutlich.
Wurm geht von der Bühne und Miller und seine Frau streiten über die Sinnhaftigkeit einer Ehe mit dem Mann aus dem Adel.

Interpretation


In diesem Absatz wird die Rolle der Frau in dem Stück sehr deutlich. Die Szene wirft ein klares Licht darauf, dass es eigentlich in der Gesellschaft nicht üblich war die Mädchen selbst entscheiden zu lassen wen sie heiraten. So hat der Sekretär Wurm ein Auge auf die Tochter geworfen und der Vater verspricht seine Tochter. Dies wäre in der heutigen Zeit undenkbar. 

Wurm scheint auch aus der unteren Schicht der Bevölkerung zu stammen und über wenig Bildung zu verfügen. Jedoch ist er noch deutlich gebildeter als Herr und Frau Miller. Während Herr Miller in der ersten Szene des ersten Aktes seiner Frau noch deutlich weniger entgegen zu setzen hatte, tritt er jetzt dominant und herrisch auf und beschimpft sie. 




Original Text

ZWEITE SZENE


Sekretär Wurm. Die Vorigen.
FRAU: Ah guten Morgen, Herr Sekertare! Hat man auch einmal wieder das Vergnügen von Ihnen?
WURM: Meinerseits, meinerseits, Frau Base. Wo eine Kavaliersgnade einspricht, kommt mein bürgerliches Vergnügen in gar keine Rechnung.
FRAU: Was Sie nicht sagen, Herr Sekertare! Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden machen uns wohl je und je das Bläsier, doch verachten wir darum niemand.
MILLER (verdrüsslich): Dem Herrn einen Sessel, Frau. Wollens ablegen, Herr Landsmann?
WURM (legt Hut und Stock weg, setzt sich): Nun! Nun! und wie befindet sich denn meine Zukünftige – oder Gewesene? – Ich will doch nicht hoffen – kriegt man sie nicht zu sehen – Mamsell Luisen? [6]
FRAU: Danken der Nachfrage, Herr Sekertare. Aber meine Tochter ist doch gar nicht hochmütig.
MILLER (ärgerlich, stößt sie mit dem Ellenbogen): Weib!
FRAU: Bedauern’s nur, dass sie die Ehre nicht haben kann vom Herrn Sekertare. Sie ist eben in der Mess, meine Tochter.
WURM: Das freut mich, freut mich. Ich werd einmal eine fromme, christliche Frau an ihr haben.
FRAU (lächelt dumm-vornehm): Ja – aber, Herr Sekertare –
MILLER (in sichtbarer Verlegenheit, kneipt sie in die Ohren): Weib!
FRAU: Wenn Ihnen unser Haus sonst irgendwo dienen kann – Mit allem Vergnügen, Herr Sekertare –
WURM (macht falsche Augen): Sonst irgendwo! Schönen Dank! Schönen Dank! – Hem! hem! hem!
FRAU: Aber – wie der Herr Sekertare selber die Einsicht werden haben –
MILLER (voll Zorn seine Frau vor den Hintern stoßend): Weib!
FRAU: Gut ist gut, und besser ist besser, und einem einzigen Kind mag man doch auch nicht vor seinem Glück sein. (Bäurisch-stolz.) Sie werden mich je doch wohl merken, Herr Sekertare?
WURM (rückt unruhig im Sessel, kratzt hinter den Ohren und zupft an Manschetten und Jabot): Merken? Nicht doch – O ja – Wie meinen Sie denn?
FRAU: Nu – nu – ich dächte nur – ich meine, (hustet) weil eben halt der liebe Gott meine Tochter barrdu zur gnädigen Madam will haben –
WURM (fährt vom Stuhl): Was sagen Sie da? Was?
MILLER: Bleiben sitzen! Bleiben sitzen, Herr Secretarius. Das Weib ist eine alberne Gans. Wo soll eine gnädige Madam herkommen? Was für ein Esel streckt sein Langohr aus diesem Geschwätze?
FRAU: Schmäl du, so lang du willst. Was ich weiß, weiß ich – und was der Herr Major gesagt hat, das hat er gesagt.
MILLER (aufgebracht, springt nach der Geige): Willst du dein Maul halten? Willst du das Violoncello am Hirnkasten wissen? – Was kannst du wissen? Was kann er gesagt haben? – Kehren sich an das Geklatsch nicht, Herr Vetter – Marsch du, in deine Küche – Werden mich doch nicht für des Dummkopfs leiblichen Schwager halten, daß ich obenaus woll mit dem Mädel? Werden doch das nicht von mir denken, Herr Secretarius?
WURM: Auch hab' ich es nicht um Sie verdient, Herr Musikmeister. Sie haben mich jederzeit den Mann von Wort sehen lassen, und meine Ansprüche auf Ihre Tochter waren so gut als unterschrieben. [7] Ich habe ein Amt, das seinen guten Haushälter nähren kann, der Präsident ist mir gewogen, an Empfehlungen kann’s nicht fehlen, wenn ich mich höher poussieren will. Sie sehen, dass meine Absichten auf Mamsell Luisen ernsthaft sind, wenn Sie vielleicht von einem adeligen Windbeutel herumgeholt – –
FRAU: Herr Sekertare Wurm! Mehr Respekt, wenn man bitten darf –
MILLER: Halt du dein Maul, sag ich – Lassen Sie es gut sein, Herr Vetter. Es bleibt beim Alten. Was ich Ihnen verwichenen Herbst zum Bescheid gab, bring ich heut wieder. Ich zwinge meine Tochter nicht. Stehen Sie ihr an – wohl und gut, so mag sie zusehen, wie sie glücklich mit Ihnen wird. Schüttelt sie den Kopf – noch besser – – in Gottes Namen wollt’ ich sagen – – so stecken Sie den Korb ein und trinken eine Bouteille mit dem Vater – Das Mädel muss mit Ihnen leben – ich nicht – warum soll ich ihr einen Mann, den sie nicht schmecken kann, aus purem klarem Eigensinn an den Hals werfen? – Dass mich der böse Feind in meinen eisgrauen Tagen noch wie sein Wildbret herumhetze – dass ich’s in jedem Glas Wein zu saufen – in jeder Suppe zu fressen kriege: Du bist der Spitzbube, der sein Kind ruiniert hat!
FRAU: Und kurz und gut – ich geb meinen Konsens absolut nicht; meine Tochter ist zu was Hohem gemünzt, und ich lauf in die Gerichte, wenn mein Mann sich beschwatzen lässt.
MILLER: Willst du Arm und Bein entzwei haben, Wettermaul?
WURM (zu Millern): Ein väterlicher Rat vermag bei der Tochter viel, und hoffentlich werden Sie mich kennen, Herr Miller?
MILLER: Dass dich alle Hagel! ’s Mädel muss Sie kennen. Was ich alter Knasterbart an Ihnen abgucke, ist just kein Fressen fürs junge naschhafte Mädel. Ich will Ihnen aufs Haar hin sagen, ob Sie ein Mann fürs Orchester sind – aber eine Weiberseel ist auch für einen Kapellmeister zu spitzig. – Und dann von der Brust weg, Herr Vetter - ich bin halt ein plumper gerader deutscher Kerl – für meinen Rat würden Sie sich zuletzt wenig bedanken. Ich rate meiner Tochter zu keinem – aber Sie missrat ich meiner Tochter, Herr Secretarius. Lassen mich ausreden. Einem Liebhaber, der den Vater zu Hilfe ruft, trau ich – erlauben Sie – keine hohle Haselnuss zu. Ist er was, so wird er sich schämen, seine Talente durch diesen altmodischen Kanal vor seine Liebste zu bringen – Hat er’s Courage nicht, so ist er ein Hasenfuß, und für den sind keine Luisen gewachsen – – Da! hinter dem Rücken des Vaters muss er sein Gewerb an die Tochter bestellen. Machen muss er, dass das Mädel lieber Vater und Mutter zum Teufel [8] wünscht, als ihn fahren lässt, – oder selber kommt, dem Vater zu Füßen sich wirft und sich um Gotteswillen den schwarzen gelben Tod oder den Herzeinigen ausbittet. – Das nenn ich einen Kerl! das heißt lieben! – und wer’s bei dem Weibsvolk nicht so weit bringt, der soll – – auf seinem Gänsekiel reiten.
WURM (greift nach Hut und Stock und zum Zimmer hinaus): Obligation, Herr Miller.
MILLER (geht ihm langsam nach): Für was? Für was? Haben Sie ja doch nichts genossen, Herr Secretarius. (Zurückkommend.) Nichts hört er und hin zieht er – – Ist mir’s doch wie Gift und Operment, wenn ich den Federfuchser zu Gesichte krieg. Ein konfiszierter widriger Kerl, als hätt ihn irgend ein Schleichhändler in die Welt meines Herrgotts hineingeschachert – Die kleinen tückischen Mausaugen – die Haare brandrot – das Kinn herausgequollen, gerade als wenn die Natur für purem Gift über das verhunzte Stück Arbeit meinen Schlingel da angefasst und in irgend eine Ecke geworfen hätte – Nein! eh ich meine Tochter an so einen Schuft wegwerfe, lieber soll sie mir – Gott verzeih mir’s –
FRAU (spuckt aus, giftig): Der Hund! – aber man wird dir’s Maul sauber halten.
MILLER: Du aber auch mit deinem pestilenzialischen Junker – Hast mich vorhin auch so in Harnisch gebracht - Bist doch nie dummer, als wenn du um Gotteswillen gescheit sein solltest. Was hat das Geträtsch von einer gnädigen Madam und deiner Tochter da vorstellen sollen? Das ist mir der Alte. Dem muss man so was an die Nase heften, wenn’s morgen am Marktbrunnen ausgeschellt sein soll. Das ist just so ein Musje, wie sie in der Leute Häusern herumriechen, über Keller und Koch räsonnieren, und springt einem ein nasenweises Wort übers Maul – Bumbs! haben’s Fürst und Matress und Präsident, und du hast das siedende Donnerwetter am Halse.

Montag, 26. Januar 2015

1. Akt Dritte Szene Kabale und Liebe

Personen

  • Miller
  • Frau
  • Luise

Inhalt 
Miller lobt die christliche Haltung seiner Tochter Luise diese gesteht eine schwere Sünderin zu sein. Miller hatte die Hoffnung, dass sie durch das Beten Ferdinand vergessen hätte, doch Luise gesteht, dass ihre Liebe zu ihm zu groß sei. 
Luises Vater ist stark dagegen, dass sie den Major heiratet, Luise selbst ist sich bewusst, dass sie ihrem Vater dadurch Kummer macht.
Der Vater geht ab und die Mutter kommt herbei, auch sie ist von der Situation entsetzt.

Interpretation

Der Konflikt zwischen Luise und ihren Eltern setzt sich fort. Sie möchte den Major heiraten und befindet sich damit in einem offenen Widerstreit zu ihren Eltern.  Besonders der Vater ist stark dagegen, was er ihr in dieser Szene auch zu verstehen gibt. Er verdeutlicht, dass er lieber jetzt sterben würde und sie würden den Major nicht heiraten. Dies zeigt wie stark die Gefühle auf beiden Seiten sind:
Luise betont immer wieder wie sehr sie ihren Ferdinand liebt und das auch der Glaube da keine Ablenkung bietet. Miller ist emotional hoch aufgebracht, weil seine Tochter seinen Wünschen nicht entspricht.

So eine übermäßige Betonung des Gefühls ist ganz typisch für die Erzählweise im Sturm und Drang, in denen Gefühle eine überdurchschnittliche Rolle spielen. Typisch ist auch, dass ihr der Einzelne, das Individuum handelt und zwar nach seinen Wünschen und nicht mehr nur im Sinne der Gemeinschaft. Luise hat eigene Emotionen und Bedürfnisse welche sie nicht mehr den Ansprüchen der Familie unterordnet. 

DRITTE SZENE

Luise Millerin kommt, ein Buch in der Hand. Vorige.
LUISE (legt das Buch nieder, geht zu Millern und drückt ihm die Hand): Guten Morgen, lieber Vater.
MILLER (warm): Brav, meine Luise – Freut mich, dass du so fleißig an deinen Schöpfer denkst. Bleib immer so, und sein Arm wird dich halten. [9]
LUISE: O ich bin eine schwere Sünderin, Vater – War er da, Mutter?
FRAU: Wer, mein Kind?
LUISE: Ah! ich vergaß, dass es noch außer ihm Menschen gibt – Mein Kopf ist so wüste – Er war nicht da? Walter?
MILLER (traurig und ernsthaft): Ich dachte, meine Luise hätte den Namen in der Kirche gelassen?
LUISE (nachdem sie ihn eine Zeitlang starr angesehen): Ich versteh ihn, Vater – fühle das Messer, das Er in mein Gewissen stößt; aber es kommt zu spät. – Ich hab keine Andacht mehr, Vater – der Himmel und Ferdinand reißen an meiner blutenden Seele, und ich fürchte – ich fürchte – (Nach einer Pause.) Doch nein, guter Vater. Wenn wir ihn über dem Gemälde vernachlässigen, findet sich ja der Künstler am feinsten gelobt. – Wenn meine Freude über sein Meisterstück mich ihn selbst übersehen macht, Vater, muss das Gott nicht ergötzen?
MILLER (wirft sich unmutig in den Stuhl): Da haben wir’s! Das ist die Frucht von dem gottlosen Lesen.
LUISE (tritt unruhig an ein Fenster): Wo er wohl jetzt ist? – Die vornehmen Fräulein, die ihn sehen – ihn hören – – ich bin ein schlechtes vergessenes Mädchen. (Erschrickt an dem Wort und stürzt ihrem Vater zu.) Doch nein, nein! verzeih Er mir. Ich beweine mein Schicksal nicht. Ich will ja nur wenig – – an ihn denken – das kostet ja nichts. Dies bisschen Leben – dürft ich es hinhauchen in ein leises schmeichelndes Lüftchen, sein Gesicht abzukühlen! – Dies Blümchen Jugend – wär es ein Veilchen, und er träte drauf, und es dürfte bescheiden unter ihm sterben! – Damit genügte mir, Vater. Wenn die Mücke in ihren Strahlen sich sonnt – kann sie das strafen, die stolze majestätische Sonne?
MILLER (beugt sich gerührt an die Lehne des Stuhls und bedeckt das Gesicht): Höre, Luise – das bissel Bodensatz meiner Jahre, ich gäb es hin, hättest du den Major nie gesehen.
LUISE (erschrocken): Was sagt Er da? Was? – Nein! er meint es anders, der gute Vater. Er wird nicht wissen, dass Ferdinand mein ist, mir geschaffen, mir zur Freude vom Vater der Liebenden. (Sie steht nachdenkend.) Als ich ihn das erste Mal sah – (rascher) und mir das Blut in die Wangen stieg, froher jagten alle Pulse, jede Wallung sprach, jeder Atem lispelte: er ist’s! - und mein Herz den Immermangelnden erkannte, bekräftigte, Er ist’s, - und wie das widerklang durch die ganze mitfreuende Welt. Damals - o damals ging in meiner Seele der erste Morgen auf. Tausend junge Gefühle schossen aus meinem Herzen, wie die Blumen aus dem Erdreich, wenn’s Frühling wird. Ich sah [10] keine Welt mehr, und doch besinn’ ich mich, dass sie niemals so schön war. Ich wusste von keinem Gott mehr, und doch hatt’ ich ihn nie so geliebt.
MILLER (eilt auf sie zu, drückt sie wider seine Brust): Luise – teures – herrliches Kind – Nimm meinen alten mürben Kopf – nimm alles – alles! – den Major – Gott ist mein Zeuge – ich kann dir ihn nimmer geben. (Er geht ab.)
LUISE: Auch will ich ihn ja jetzt nicht, mein Vater. Dieser karge Tautropfe Zeit – schon ein Traum von Ferdinand trinkt ihn wollüstig auf. Ich entsag ihm für dieses Leben. Dann, Mutter – dann, wenn die Schranken des Unterschieds einstürzen – wenn von uns abspringen all die verhassten Hülsen des Standes – Menschen nur Menschen sind – Ich bringe nichts mit mir als meine Unschuld, aber der Vater hat ja so oft gesagt, dass der Schmuck und die prächtigen Titel wohlfeil werden, wenn Gott kommt, und die Herzen im Preise steigen. Ich werde dann reich sein. Dort rechnet man Tränen für Triumphe und schöne Gedanken für Ahnen an. Ich werde dann vornehm sein, Mutter – Was hätte er dann noch für seinem Mädchen voraus?
FRAU (fährt in die Höhe): Luise! der Major! Er springt über die Planke. Wo verberg ich mich doch?
LUISE (fängt an zu zittern): Bleib Sie doch, Mutter.
FRAU: Mein Gott! Wie seh ich aus! ich muss mich ja schämen. Ich darf mich nicht vor Seiner Gnaden so sehen lassen. (Ab.)

Sonntag, 25. Januar 2015

1. Akt Vierte Szene Kabale und Liebe

Personen

  • Luise
  • Ferdinand

Inhalt 
Ferdinand und Luise unterhalten sich, er fragt sie ob sie ihn auch noch liebt und bekräftigt seine Zuneigung für sie. Sie erklärt ihm, dass ihr Vater die Beziehung unterbinden möchte und legt ihm ihren Kummer da. Ferdinand ist sehr zuversichtlich, dass ihre Beziehung sicher sein wird, immerhin ist er der Sohn des Präsidenten.

Interpretation
Die Figur des Ferdinand wird in dieser Szene eingeführt. Er trat bereits vorher indirekt in Erscheinung, weil die gesamte Zeit über ihn geredet wurde. Nun lernen die Zuschauer ihn persönlich kennen.
Luise äußert ihre Sorgen, die sie durch die Ablehnende Haltung ihres Vaters bezüglich der Beziehung  zu Ferdinand hat.
Dieser ist deutlich zuversichtlicher als sie.
Ihm sind die Standesunterschiede zwischen ihm und Luise ebenso bewusst wie Luise selbst. Sie selbst bezeichnet sich als einfaches Mädchen und er selbst ist sich sicher, dass sein Status als Sohn des Präsidenten schon viele Schwierigkeiten beseitigen wird.
Ferdinand macht deutlich, dass er Luise beschützen will. Er schwört ihr seine Liebe, während Luise abweisend reagiert und schließlich geht. 

VIERTE SZENE

Ferdinand von Walter. Luise.
Er fliegt auf sie zu – sie sinkt entfärbt und matt auf einen Sessel – er bleibt vor ihr stehn – sie sehen sich eine Zeit lang stillschweigend an. Pause.
FERDINAND: Du bist blass, Luise?
LUISE (steht auf und fällt ihm um den Hals): Es ist nichts. nichts. Du bist ja da. Es ist vorüber.
FERDINAND (ihre Hand nehmend und zum Munde führend): Und liebt mich meine Luise noch? Mein Herz ist das gestrige, ist’s auch das deine noch? Ich fliege nur her, will sehn, ob du heiter bist, und gehn und es auch sein – Du bist’s nicht.
LUISE: Doch, doch, mein Geliebter.
FERDINAND: Rede mir Wahrheit. Du bist’s nicht. Ich schaue [11] durch deine Seele wie durch das klare Wasser dieses Brillanten. (Er zeigt auf seinen Ring.) Hier wirft sich kein Bläschen auf, das ich nicht merkte – kein Gedanke tritt in dies Angesicht, der mir entwischte. Was hast du? Geschwind! Weiß ich nur diesen Spiegel helle, so läuft keine Wolke über die Welt. Was bekümmert dich?
LUISE (sieht ihn eine Weile stumm und bedeutend an, dann mit Wehmut): Ferdinand! Ferdinand! Dass du doch wüsstest, wie schön in dieser Sprache das bürgerliche Mädchen sich ausnimmt –
FERDINAND: Was ist das? (Befremdet.) Mädchen! Höre! wie kommst du auf das? – Du bist meine Luise! Wer sagt dir, dass du noch etwas sein solltest? Siehst du, Falsche, auf welchem Kaltsinn ich dir begegnen muss. Wärest du ganz nur Liebe für mich, wann hättest du Zeit gehabt, eine Vergleichung zu machen? Wenn ich bei dir bin, zerschmilzt meine Vernunft in einen Blick – in einen Traum von dir, wenn ich weg bin, und du hast noch eine Klugheit neben deiner Liebe? - Schäme dich! Jeder Augenblick, den du an diesen Kummer verlorst, war deinem Jüngling gestohlen.
LUISE (fasst seine Hand, indem sie den Kopf schüttelt): Du willst mich einschläfern, Ferdinand – willst meine Augen von diesem Abgrund hinweglocken, in den ich ganz gewiss stürzen muss. Ich seh in die Zukunft – die Stimme des Ruhms – deine Entwürfe – dein Vater – mein Nichts. (Erschrickt und lässt plötzlich seine Hand fahren.) Ferdinand! ein Dolch über dir und mir! – Man trennt uns!
FERDINAND: Trennt uns! (Er springt auf.) Woher bringst du diese Ahndung, Luise? Trennt uns? – Wer kann den Bund zwoer Herzen lösen oder die Töne eines Akkords auseinander reißen? – Ich bin ein Edelmann – Lass doch sehen, ob mein Adelbrief älter ist als der Riss zum unendlichen Weltall? oder mein Wappen gültiger als die Handschrift des Himmels in Luisens Augen: Dieses Weib ist für diesen Mann? – Ich bin des Präsidenten Sohn. Eben darum. Wer als die Liebe kann mir die Flüche versüßen, die mir der Landeswucher meines Vaters vermachen wird?
LUISE: O wie sehr fürcht ich ihn – diesen Vater!
FERDINAND: Ich fürchte nichts – nichts – als die Grenzen deiner Liebe. Lass auch Hindernisse wie Gebürge zwischen uns treten, ich will sie für Treppen nehmen und drüber hin in Luisens Arme fliegen. Die Stürme des widrigen Schicksals sollen meine Empfindung emporblasen, Gefahren werden meine Luise nur reizender machen. – Also nichts mehr von Furcht, meine Liebe. Ich [12] selbst – ich will über dir wachen wie der Zauberdrach über unterirdischem Golde – Mir vertraue dich. Du brauchst keinen Engel mehr – Ich will mich zwischen dich und das Schicksal werfen – empfangen für dich jede Wunde – auffassen für dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude - dir ihn bringen in die Schale der Liebe. (Sie zärtlich umfassend.) An diesem Arm soll meine Luise durchs Leben hüpfen, schöner als er dich von sich ließ, soll der Himmel dich wiederhaben und mit Verwunderung eingestehn, dass nur die Liebe die letzte Hand an die Seelen legte –
LUISE (drückt ihn von sich, in großer Bewegung): Nichts mehr! Ich bitte dich, schweig! – Wüsstest du – Lass mich – du weißt nicht, dass deine Hoffnungen mein Herz wie Furien anfallen. (Will fort.)
FERDINAND (hält sie auf): Luise? Wie! Was! Welche Anwandlung?
LUISE: Ich hatte diese Träume vergessen und war glücklich – Jetzt! Jetzt! von heut an – der Friede meines Lebens ist aus – Wilde Wünsche – ich weiß es – werden in meinem Busen rasen. – Geh – Gott vergebe dir’s – Du hast den Feuerbrand in mein junges friedsames Herz geworfen, und er wird nimmer, nimmer gelöscht werden. (Sie stürzt hinaus. Er folgt ihr sprachlos nach.)

Samstag, 24. Januar 2015

1. Akt fünfte Szene Kabale und Liebe

Personen

  • Präsident
  • Wurm

Inhalt 

Wurm unterhält sich mit dem Präsidenten über Luise, er lobt ihre Schönheit, die auch den Schönheiten auf . Wurm berichtet von Ferdinands Affäre mit Luise, der Präsident vermutet, dass Wurm davon berichtet, damit er selbst mit Luise zusammen sein kann. Um die Interessen seines Lands voran zu treiben will der Präsident Ferdinand mit Lady Milford verheiraten. Dies soll außerdem ein Test für Ferdinand sein.


Interpretation
Hier beginnen sich die Intrigen zu spinnen. Wurm ist der Initiator einer Intrige, die zum Ziel hat Luise und Ferdinand auseinander zu bringen. Hierbei haben beide Beteiligten ihre Interessen und verbünden sich um diese umzusetzen. Für den Präsidenten liegt der Vorteil in einer Beziehung zwischen Ferdinand und Lady Milford in einer Festigung seiner Macht und der Macht seines Hauses.
Für Wurm steht sein Egoismus im Vordergrund: Wer will die Liebenden auseinander bringen, um selbst Luise heiraten zu können.
Das Gespräch wird vom Auftritt des Hofmarschall unterbrochen.

FÜNFTE SZENE

Saal beim Präsidenten.
Der Präsident, ein Ordenskreuz um den Hals, einen Stern an der Seite, und Sekretär Wurm treten auf.
PRÄSIDENT: Ein ernsthaftes Attachement! Mein Sohn? – Nein, Wurm, das macht Er mich nimmermehr glauben.
WURM: Ihre Exzellenz haben die Gnade, mir den Beweis zu befehlen.
PRÄSIDENT: Dass er der Bürgercanaille den Hof macht – Flatterien sagt – auch meinetwegen Empfindungen vorplaudert – Das sind lauter Sachen, die ich möglich finde – verzeihlich finde – aber – und noch gar die Tochter eines Musikus, sagt Er?
WURM: Musikmeister Millers Tochter.
PRÄSIDENT: Hübsch? – Zwar das versteht sich.
WURM (lebhaft): Das schönste Exemplar einer Blondine, die, nicht zu viel gesagt, neben den ersten Schönheiten des Hofes noch Figur machen würde. [13]
PRÄSIDENT (lacht): Er sagt mir, Wurm – Er habe ein Aug auf das Ding – das find ich. Aber sieht Er, mein lieber Wurm – dass mein Sohn Gefühl für das Frauenzimmer hat, macht mir Hoffnung, dass ihn die Damen nicht hassen werden. Er kann bei Hof etwas durchsetzen. Das Mädchen ist schön, sagt Er; das gefällt mir an meinem Sohn, daß er Geschmack hat. Spiegelt er der Närrin solide Absichten vor? Noch besser – so seh ich, dass er Witz genug hat, in seinen Beutel zu lügen. Er kann Präsident werden. Setzt er es noch dazu durch? Herrlich! das zeigt mir an, daß er Glück hat. – Schließt sich die Farce mit einem gesunden Enkel – Unvergleichlich! so trink ich auf die guten Aspekten meines Stammbaums eine Bouteille Malaga mehr und bezahle die Skortationsstrafe für seine Dirne.
WURM: Alles, was ich wünsche, Ihr’ Exzellenz, ist, daß Sie nicht nötig haben möchten, diese Bouteille zu Ihrer Zerstreuung zu trinken.
'PRÄSIDENT (ernsthaft): Wurm, besinn Er sich, dass ich, wenn ich einmal glaube, hartnäckig glaube, rase, wenn ich zürne – Ich will einen Spaß daraus machen, dass Er mich aufhetzen wollte. Dass Er sich seinen Nebenbuhler gern vom Hals geschafft hätte, glaub ich Ihm herzlich gern. Da Er meinen Sohn bei dem Mädchen auszustechen Mühe haben möchte, soll Ihm der Vater zur Fliegenklatsche dienen, das find ich wieder begreiflich – und dass er einen so herrlichen Ansatz zum Schelmen hat, entzückt mich sogar – Nur, mein lieber Wurm, muss Er mich nicht mitprellen wollen. – Nur, versteht Er mich, muss Er den Pfiff nicht bis zum Einbruch in meine Grundsätze treiben.
WURM: Ihro Exzellenz verzeihen. Wenn auch wirklich – wie Sie argwohnen – die Eifersucht hier im Spiel sein sollte, so wäre sie es wenigstens nur mit den Augen und nicht mit der Zunge.
PRÄSIDENT: Und ich dächte, sie bliebe ganz weg. Dummer Teufel, was verschlägt es denn Ihm, ob Er die Karolin frisch aus der Münze oder vom Bankier bekommt. Tröst Er sich mit dem hiesigen Adel; – Wissentlich oder nicht – bei uns wird selten eine Mariage geschlossen, wo nicht wenigstens ein halb Dutzend der Gäste – oder der Aufwärter – das Paradies des Bräutigams geometrisch ermessen kann.
WURM (verbeugt sich): Ich mache hier gern den Bürgersmann, gnädiger Herr.
PRÄSIDENT: Überdies kann Er mit nächstem die Freude haben, seinem Nebenbuhler den Spott auf die schönste Art heimzugeben. Eben jetzt liegt der Anschlag im Kabinett, dass, auf die Ankunft der neuen Herzogin, Lady Milford zum Schein den [14] Abschied erhalten und, den Betrug vollkommen zu machen, eine Verbindung eingehen soll. Er weiß, Wurm, wie sehr sich mein Ansehen auf den Einfluss der Lady stützt – wie überhaupt meine mächtigsten Springfedern in die Wallungen des Fürsten hineinspielen. Der Herzog sucht eine Partie für die Milford. Ein anderer kann sich melden – den Kauf schließen, mit der Dame das Vertrauen des Fürsten anreißen, sich ihm unentbehrlich machen. – Damit nun der Fürst im Netz meiner Familie bleibe, soll mein Ferdinand die Milford heuraten – Ist Ihm das helle?
WURM: Dass mich die Augen beißen – – Wenigstens bewies der Präsident hier, dass der Vater nur ein Anfänger gegen ihn ist. Wenn der Major Ihnen ebenso den gehorsamen Sohn zeigt, als Sie ihm den zärtlichen Vater, so dörfte Ihre Anforderung mit Protest zurückkommen.
PRÄSIDENT: Zum Glück war mir noch nie für die Ausführung eines Entwurfes bang, wo ich mich mit einem: Es soll so sein! einstellen konnte. – Aber seh Er nun, Wurm, das hat uns wieder auf den vorigen Punkt geleitet. Ich kündige meinem Sohn noch diesen Vormittag seine Vermählung an. Das Gesicht, das er mir zeigen wird, soll Seinen Argwohn entweder rechtfertigen oder ganz widerlegen.
WURM: Gnädiger Herr, ich bitte sehr um Vergebung. Das finstre Gesicht, das er Ihnen ganz zuverlässig zeigt, lässt sich ebenso gut auf die Rechnung der Braut schreiben, die Sie ihm zuführen, als derjenigen, die Sie ihm nehmen. Ich ersuche Sie um eine schärfere Probe. Wählen Sie ihm die untadeligste Partie im Land, und sagt er ja, so lassen Sie den Sekretär Wurm drei Jahre Kugeln schleifen.
PRÄSIDENT (beißt die Lippen): Teufel!
WURM: Es ist nicht anders. Die Mutter – die Dummheit selbst – hat mir in der Einfalt zu viel geplaudert.
PRÄSIDENT (geht auf und nieder, presst seinen Zorn zurück): Gut! Diesen Morgen noch.
WURM: Nur vergessen Euer Exzellenz nicht, dass der Major – der Sohn meines Herrn ist.
PRÄSIDENT: Er soll geschont werden, Wurm.
WURM: Und dass der Dienst, Ihnen von einer unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen –
PRÄSIDENT: Den Gegendienst wert ist, Ihm zu einer Frau zu helfen? – Auch das, Wurm.
WURM (bückt sich vergnügt): Ewig der Ihrige, gnädiger Herr. (Er will gehen.)
PRÄSIDENT: Was ich Ihm vorhin vertraut habe, Wurm! (Drohend.) Wenn Er plaudert – [15]
WURM (lacht): So zeigen Ihr’ Exzellenz meine falschen Handschriften auf. (Er geht ab.)
PRÄSIDENT: Zwar bist du mir gewiss. Ich halte dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schröter am Faden!
EIN KAMMERDIENER (tritt herein): Hofmarschall von Kalb –
PRÄSIDENT: Kommt wie gerufen. – Er soll mir angenehm sein. (Kammerdiener geht.)

Freitag, 23. Januar 2015

1. Akt sechste Szene Kabale und Liebe

Personen

  • Präsident
  • Wurm

Inhalt 

Hofmarschall von Kalb tritt ein und berichtet von einem Besuch und erzählt eine Annekdote. Schließlich erklärt der Präsident, dass sein Sohn sich mit Lady Milford vermählen will und fordert den Hofmarschall von Kalb auf diese Verlobung zu verkünden. Er verbindet damit die Hoffnung, dass sein Sohn nun ja nicht mehr ablehnen könne. 


Interpretation

Zunächst tritt Hofmarschall von Kalb reich geschmückt und dekoriert auf. Dieser prachtvolle Auftritt soll den Zuschauern verdeutlichen in welcher gesellschaftlichen Schicht sich die Ereignisse abspielen. Man ist in der besseren Gesellschaft, unter ranghohen Militärs und verdienten Präsidenten. 
Die Anekdote, welche er zum Besten gibt ist ein Element einer Komödie und lockert die Handlung auf. Zugleich sorgt sie aber auch für mehr Spannung, denn durch den Wechsel zwischen ernsten und komischen, schnellen und langsamen, heiteren und dramatischen Szenen wird die Emotion beim Zuschauer verstärkt. 

SECHSTE SZENE

Hofmarschall von Kalb, in einem reichen, aber geschmacklosen Hofkleid, mit Kammerherrnschlüsseln, zwei Uhren und einem Degen, Chapeaubas und frisiert à la Hérisson. Er fliegt mit großem Gekreisch auf den Präsidenten zu und breitet einen Bisamgeruch über das ganze Parterre. Präsident.

HOFMARSCHALL (ihn umarmend): Ah guten Morgen, mein Bester! Wie geruht? Wie geschlafen? – Sie verzeihen doch, dass ich so spät das Vergnügen habe – dringende Geschäfte – der Küchenzettel – Visitenbillets – das Arrangement der Partien auf die heutige Schlittenfahrt – Ah – und dann musst’ ich ja auch bei dem Lever zugegen sein und Seiner Durchleucht das Wetter verkündigen.
PRÄSIDENT: Ja, Marschall. Da haben Sie freilich nicht abkommen können.
HOFMARSCHALL: Obendrein hat mich ein Schelm von Schneider noch sitzen lassen.
PRÄSIDENT: Und doch fix und fertig?
HOFMARSCHALL: Das ist noch nicht alles. – Ein Malheur jagt heut das andere. Hören Sie nur.
PRÄSIDENT (zerstreut): Ist das möglich?
HOFMARSCHALL: Hören Sie nur. Ich steige kaum aus dem Wagen, so werden die Hengste scheu, stampfen und schlagen aus, dass mir – ich bitte Sie! – der Gassenkot über und über an die Beinkleider sprützt. Was anzufangen? Setzen Sie sich um Gotteswillen in meine Lage, Baron. Da stand ich. Spät war es. Eine Tagreise ist es – und in dem Aufzug vor Seine Durchleucht! Gott der Gerechte! – Was fällt mir bei? Ich fingiere eine Ohnmacht. Man bringt mich über Hals und Kopf in die Kutsche. Ich in voller Karriere nach Haus – wechsle die Kleider – fahre zurück – Was sagen Sie? – und bin noch der erste in der Antichamber – Was denken Sie? [16]
PRÄSIDENT: Ein herrliches Impromptu des menschlichen Witzes – Doch das beiseite, Kalb – Sie sprachen also schon mit dem Herzog?
HOFMARSCHALL (wichtig): Zwanzig Minuten und eine halbe.
PRÄSIDENT: Das gesteh ich! – und wissen mir also ohne Zweifel eine wichtige Neuigkeit?
HOFMARSCHALL (ernsthaft, nach einigem Stillschweigen): Seine Durchleucht haben heute einen Merde d’Oye Biber an.
PRÄSIDENT: Man denke! – Nein, Marschall, so hab ich doch eine bessere Zeitung für Sie – dass Lady Milford Majorin von Walter wird, ist Ihnen gewiss etwas Neues?
HOFMARSCHALL: Denken Sie! – Und das ist schon richtig gemacht?
PRÄSIDENT: Unterschrieben, Marschall – und Sie verbinden mich, wenn Sie ohne Aufschub dahin gehen, die Lady auf seinen Besuch präparieren und den Entschluss meines Ferdinands in der ganzen Residenz bekannt machen.
HOFMARSCHALL (entzückt): O mit tausend Freuden, mein Bester – Was kann mir erwünschter kommen? – Ich fliege sogleich – (Umarmt ihn.) Leben Sie wohl – in drei Viertelstunden weiß es die ganze Stadt. (Hüpft hinaus.)
PRÄSIDENT (lacht dem Marschall nach): Man sage noch, dass diese Geschöpfe in der Welt zu nichts taugen – – Nun muss ja mein Ferdinand wollen, oder die ganze Stadt hat gelogen. (Klingelt – Wurm kommt.) Mein Sohn soll hereinkommen. (Wurm geht ab. Der Präsident auf und nieder, gedankenvoll.